Ich weiß nicht, was genau bei dir in der Vergangenheit passiert ist, das diese Angst und das Misstrauen ausgelöst hat, und das möchte ich mir auch ausdrücklich nicht anmaßen. Ich respektiere deine Geschichte voll und ganz und du musst davon auch nichts hier teilen.
Aber ich möchte einfach meine Gedanken zu der Situation hier teilen, weil ich glaube, dass sie mir persönlich in deiner Situation weiterhelfen würden.
Ich habe selbst schon sexuelle Übergriffe auch innerhalb einer Beziehung erlebt und meine Grenzen wurden sehr oft übergangen. Ich weiß, dass ich daran absolut keine Schuld habe und ich nicht anders hätte handeln müssen oder sollen, die Verantwortung für einen Übergriff liegt voll und ganz beim Täter. Ohne jeden Zweifel. Sie wissen, was sie tun. Punkt.
Trotzdem habe ich persönlich ein sehr hohes Bedürfnis danach, so etwas nie wieder „mit mir machen zu lassen“ und meine Grenzen doppelt und dreifach zu verteidigen. Ich hab also ein sehr sensibles Gespür dafür, wann jemand meine Grenzen überschreitet oder droht, es zu tun, und dann gehe ich direkt in einen Verteidigungsmodus, genau so, wie ich es mir für mein früheres Ich heute wünschen würde.
Ich wünschte, ich hätte meine Grenzen damals mehr verteidigt, ich wünschte, ich wäre damals eher für mich eingestanden und hätte nicht aus Liebe oder der Vorstellung von Liebe, Dinge akzeptiert, mit denen ich heute noch zu kämpfen habe. Dinge, die mich nachhaltig traumatisieren, bis heute.
Nochmal: das bedeutet nicht, dass ich oder jegliche andere Opfer auch nur eine Teilschuld an meinem/ihrem Trauma habe/haben. Aber ich bin meinem Vergangenheits-ich einfach schuldig, alles in meiner Macht stehende zutun, mich vor und spätestens in solchen Situationen zu schützen, indem ich mich verteidige und für mich einstehe. Auch, wenn ich eine Person noch so sehr romantisiere oder verliebt bin oder etwas in ihr sehe, was ich aus meiner Hoffnung heraus, in sie hineininterpretiere.
Das ist, was ich aus meinen Erlebnisse mitgenommen habe und ich wünsche mir, dass mich immer jemand daran erinnert, wenn ich von diesem Pfad mal abkomme. Ich bin mir wichtig, meine Grenzen sind mir wichtig. Wer sie nicht wahrt, kann nicht Teil meines Lebens sein, dafür liebe ich mich selbst zu sehr.
Das Ganze ist traurig und ich verstehe voll und ganz, dass es dir schwerfällt, weil du dich geöffnet hast und ein weiteres Mal enttäuscht wurdest. Das tut weh.
Ich will auch nicht sagen, verschließ dein Herz und lass dich auf nichts mehr ein - absolut nicht. Aber ich denke, auch wenn das unfair ist, wir müssen einfach bei uns und unseren Ansprüchen bleiben und für unsere Werte einstehen, auch wenn das bedeutet, dass man manchmal einen Schlussstrich ziehen muss, den man in dem Moment nicht ziehen möchte.
Er ist nicht der Mann, für den du ihn gehalten hast. Diese Erkenntnis tut weh, und du solltest dir umso mehr Zeit für dich nehmen, in der du heilen und dich sortieren kannst.
Pass auf dich auf ❤️🩹