Also erstmal tut es mir total leid für euch. Es ist absolut valide, dass ihr euch nicht genug gesehen fühlt und eure Beziehung euch nicht vollständig erfüllen kann.
Den Punkt, dass dein Partner @kirschblüte auch einfach nicht klar benennen kann, dass er nicht möchte und auch in Zukunft nicht wollen wird, stelle ich mir auch extrem belastend vor, weil zu der (unerfüllt bleibenden) Hoffnung, dass es sich bessert, auch noch kommt, dass er offensichtlich zu dir (und vermutlich auch sich selbst?) nicht 100%ig ehrlich sein kann. Das würde mich auch einfach verletzen, vor allem in einer langen und vertrauten Beziehung. Da erwarte ich absolute Ehrlichkeit.
Natürlich wird das seine Gründe haben, Unsicherheit, Ängste, bei Männern kommt sicher auch noch oft der Druck dazu, das gesellschaftlich gespiegelt wird, Männer hätten 24/7 Lust und sind immer bereit, dazu das Gefühl, nicht genug sein zu können etc - auch das ist alles total valide, aber er muss zumindest einfach ehrlich sein. Sonst wird dir als Partnerin ja auch einfach die Chance genommen, mit seinen Gefühlen und Gedanken entsprechend umzugehen.
Es macht mich echt traurig und nachdenklich, dass soo viele Beziehungen an dem Faktor Sex zerbrechen. So viele schöne Partnerschaften, die in vielen wichtigen Punkten total bereichernd sind, gehen dann kaputt an unterschiedlichem Sexdrive, mangelnder Offenheit/Kommunikation, Eifersuchtsgefühlen etc. Ich will überhaupt keine Werbung grad für Polygamie/Polyamorie machen, weil - wie ich selbst grade erlebe - das auch sehr herausfordernd ist und viel Gefühlsarbeit, Kapazität und Kommunikation bedarf (letztlich vor allem deshalb, weil wir alle mit dem Bild der Monogamie aufwachsen). Aber von unserer Beziehung hat es so viel Last und Druck abgenommen, weil wir nicht mehr den Anspruch aneinander haben, dass wir neben all den anderen Herausforderungen einer Beziehung auch noch sexuell alle Bedürfnisse voneinander decken und erfüllen zu müssen.
Wie gesagt - das ist nicht für jeden etwas und ein Interesse an alternativen Beziehungsformen gehört einfach dazu. Aber ich kann die Auseinandersetzung damit wirklich mal empfehlen, und wenn auch nur, um zu entscheiden und zu erkennen, dass man in seiner monogamen Beziehung trotz dieses unerfüllten Bedürfnisses in Sachen Sex glücklich ist.
An Literatur kann ich „wie wir lieben“ empfehlen, ansonsten ist der Podcast G-Spot, die Folge mit Mogli, auch sehr aufschlussreich und erleuchtend für mich gewesen.
Am wichtigsten ist so oder so, darüber offen und schonungslos ehrlich im Gespräch zu bleiben. Immer wieder, einfach, damit sich alle gesehen und verstanden fühlen.
Wenn es dabei Schwierigkeiten gibt, kann ich aus persönlicher Erfahrung auch eine Paarberatung sehr empfehlen :)