Ich hab jetzt ein Jahr lang Citalopram 10 mg genommen.
Das wurde mir tatsächlich auch beim ersten Gespräch mit meiner (damals neuen) Hausärztin verschrieben, ich hab es aber auch explizit angesprochen. Ich hab immer wieder mit Depressionen (war teils auch in Therapie, zu dem Zeitpunkt aber nicht) zu kämpfen, aber zu dieser Zeit war es wirklich schlimm und das hab ich mit ihr kommuniziert.
Sie hat dann Tests (Frage-Antwort zum Ankreuzen) mit mir gemacht.
Ich hatte die Diagnose schon vorher von einer Psychologin, war aber auch froh, dass die Ärztin das trotzdem nochmal mit mir durchgegangen ist.
Ich hab die Hormonspirale, das hatte aber keinerlei merkliche Auswirkung aufeinander.
Ich hab es jetzt vor einigen Monaten abgesetzt, aber bin sehr froh und dankbar, dass ich es genommen habe.
Irgendwie ist es, als hätte mein Gehirn gelernt, andere Strukturen zu entwickeln und ich weiß jetzt, dass ich dazu in der Lage bin, angstfrei und mit einer grundsätzlichen Motivation durchs Leben gehen zu können, und das ist auch nachhaltig geblieben. Ich hab ein gewisses Urvertrauen zurückgewonnen und das ist wirklich unbezahlbar für mich.
Es gab aber natürlich Vor- und Nachteile.
Ich hab mich gefühlsmäßig während der Zeit nie betäubt oder gehemmt wahrgenommen, aber ich konnte zb nicht mehr weinen, weder vor Freude noch vor Traurigkeit oder Ergriffenheit. Das hat mir doll gefehlt, da ich ein extrem emotionaler Mensch bin und das an mir sehr liebe.
Dafür war ich aber einfach irgendwie aufgeräumter in meinem Kopf, was vieles erleichtert hat. Ich hatte auch etwas mehr Antrieb, aber wirklich nur ein bisschen (da Verdachtsdiagnose auf ADHS ist das aber eh nochmal ein anderes Thema).
Ein Nachteil war für mich, dass ich zb eigentlich nicht mehr unbeschwert feiern und mal Alkohol (natürlich in Maßen) trinken konnte, da es 1. extrem stark angeschlagen hat und 2. der Kater absolut unerträglich war.
Genauso hat mich das Gegenchecken mit anderen Medikamenten genervt - kein Ibuprofen, kein Aspirin etc.
Es geht nicht drum, dass ich viele Medikamente nehme oder viel feiern gehe, aber ich mag es einfach nicht, mich in solchen Dingen „fremdbestimmt“ einschränken zu müssen. Für eine Zeit okay, aber es hat sich für mich immer nervig angefühlt.
Auch die tägliche Einnahme fiel mir immer wieder schwer, wodurch ich dann regelmäßig verstärkte Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit etc. hatte, aber insgesamt war das immer auszuhalten (das Absetzen an sich war auch überhaupt nicht schlimm, bis auf gelegentliche Brainzaps).
Ich hatte doll Angst, dass es meine Libido (vor allem langfristig) zerstört, aber das war und ist tatsächlich genau gegenteilig der Fall. 😗🤷🏻♀️
Im Rückblick lief die Einnahme für mich besser als erhofft und auch nach dem Absetzen zehre ich extrem davon. Es hat sich irgendwann einfach nicht mehr richtig angefühlt von etwas „abhängig zu sein“ und ich wollte wissen, ob ich es auch ohne weiter schaffe, was stand jetzt definitiv der Fall ist.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich es also „empfehlen“, aber nur wenn man sich wirklich mit den potentiellen Nebenwirkungen etc. auseinandergesetzt und für sich selbst abgewogen hat, dass es das wert ist.